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Sunday, April 12, 2015

2015-04-12-Nachmittag2

Erstaunlich wie lange es dauerte, ehe ich mir selbst eingestehen konnte, was ich in meinem Leben hauptsächlich machen will, machen kann. Lesen und Schreiben. Nicht programieren. Nicht Spiele. Lesen und Schreiben. Alles andere folgt. Es folgt daraus, dass daraufhin alles angelegt werden sollte und wird. Habe das Spielen vollständig eingestellt und lasse meine Spiele textlich stattfinden. Hole mir Dopamin jetzt übers Schreiben in sozialen Medien. Auch kaum noch Sport. Leider immer noch zu viel reddit. Zu viel toxische Stimulanz.

Ich glaube meine größte Angst war und ist etwas zu verpassen. Stelle aber auch vermehrt fest, dass wenn ich genau hinschaue, vieles gar nicht möchte. Selbstbestimmung, so gut es geht, ist wichtig. Biografisch habe ich diese Erkenntnis auch integrieren können: Seit der Jugend geschrieben, Schülerzeitung gegründet, Band gehabt (Lieder geschrieben), Medieninformatik studiert (weil ich Journalist werden wollte; Gamewriter wollte ich dann sein, weil das mit "Digitale Medien" gegangen wär'…), Medieninformatik abgebrochen (weil doch nicht meins), Geisteswissenschaft/Geschichte angefangen (lange Zeit mir selbst nicht genug eingestanden, dass Programmieren und Technik stets nur Krücke für den Wunsch zu schreiben war), zunehmend mehr Ahnung vom Feld, mehr Wissen und bessere Fähigkeiten im Ausdruck und habe bald auch Themen, Kann etwas sagen, was ein bisschen Aufmerksamkeit erregt, habe den Ehrgeiz. Aber leider auch depressiv, besoffen und zerrissen, da ich alles gleichzeitig sein wollte und daher unglücklich. Lasse das zunehmend. Mache das was ich mache und mache es gut. Werde auch dadurch menschlicher. Und nutze meine Zeit richtiger.

Also: Schreiben und Lesen schon immer wichtig, notwendig für mein Leben, mein Dasein. Unterbrochen von Fünf Jahren Selbstfindung, Zweifel, Depressionen und Ausprobieren anderer Dinge (die mich entweder nicht halten konnten, oder mich abstießen - manche Gruppen können mich nicht gebrauchen, und ich sie nicht). Aber es war und ist immer da. Mir gehen ja alle anderen Erfahrungen nicht verloren. Aber je mehr ich wieder zum Leser werde, je mehr ich mein Medium akzeptieren kann, desto besser wird es. Das in der jüngeren und mittleren Vergangenheit unbewusst als Unterströmung sowieso vorhanden. Aber zunehmend bewusst. Genieße das so sehr, dass ich andere daran positiv teilhaben lassen kann und teilhaben lasse (siehe [[NewRepublicOfLetters]]).

Ich muss gar nicht alles machen. Ich muss auch gar nicht alles kennen. Sondern nur der Nerd sein, der ich sein will. Nicht der Nerd, der von der Zeit verlangt wird (jedenfalls glaube ich das). Sehe daran auch Parallele zu Latour: Der ist sich stets treu geblieben und berührte auf seine Weise zunehmend verschiedene Lebensbereiche. Fand eine Möglichkeit seine Tätigkeit zu seinem Leben zu machen.

"Ziel einer Ausbildung ist es, den Studis den Prozess des “going native” zu ermöglichen. Soll heißen: Die Übernahme der Gepflogenheiten des wissenschaftlichen Stammes, der Community, der sich später einmal angehören sollen. Schwer “go native” in deutschen Texten zu verwenden, "kulturelle Anpassung" scheint aber nicht recht passen zu wollen."

(siehe [[2015-03-30-Nachmittag]])

Und ich muss Eingeborener in meinem eigenen Leben werden und es nicht aus einer virtuellen Entfernung betrachten. Mir ist mein eigenes Tun immer noch fern, immer noch ist da diese Sekpsis und diese Vorbehalte, als wenn ich es mir selbst noch nicht so richtig glaube, als wenn ich das Gefühl habe dafür gehänselt werden zu können oder - gleichzeitig stark - man mir bescheinigt ein Scharlatan zu sein. Und ich bins ja (jedenfalls habe ich zu wenig gelesen bis jetzt für das was ich alles sage)! Aber es geht nicht anders. Wissenschaft ist Experiment und Versuch und damit Risiko. Ohne Behauptungen, ohne Versuche ist da keine Möglichkeit des Neuen. Aber es fällt mir schwer das zu rechtfertigen. Und das wiederum ist unwissenschaftlich. Die Suche nach der Rechtfertigung hingegen - das ist Wissenschaft.

Und allem überschrieben ist die Moral. Immer und immer wieder.

P.S.: Ich sollte mal schauen, was mein Audio-Experiment "Schnipsel" eigentlich taugt. Das Unterbewusste wirkt stark in mir. Und ich hab nicht mal ne Freud-Einführung gelesen und weiß nicht wirklich wovon ich spreche. Und das ist unwissenschaftlich. Das Risiko einzugehen die Behauptung zu machen hingegen, ist wissenschaftlich. Usw.

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