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Tuesday, June 30, 2015

2015-06-30-Nachmittag

Was mir fehlt ist die Zeit für gründliche empirische Arbeit. Ich entschuldige das mit dem anstehenden Auslandsjahr in Aarhus. Die Wahrheit ist aber, dass ich seit letzten Mittwoch so gut wie nichts gelesen habe und mich das sehr unglücklich macht. Es fühlt sich an, als verlöre ich Zeit. Aber vor allem fehlt mir die Konzentration am Abend. Kein Grund nicht spekulative Gedanken weiterzudenken:

  • Wenn man irgendwas nicht braucht um etwas gut zu beschreiben, dann braucht man es nicht - Ockhams Rasiermesser
  • Aber: laut den Existenzweisen, kann man gern mehr als ein Tool besitzen: “Shouldn’t even the most hardheaded rational- ists rejoice that there are several types of instruments, as long as each one is well honed?” (Bruno Latour, An inquiry into modes of existence: an anthropology of the moderns, Cambridge, Massachusetts (Harvard University Press) 2013, S. 19)
  • Deshalb: Frage ob “Tendeziöses” von Akteuren nötig? Vielleicht nicht. Erhöht es die Beschreibungsqualität? Ja. Also: Warum nicht?!

P.S.: Wie gesagt: Etwas knappe Energie gerade für lange Gedanken und zu schlechtes Gewissen, weil ich zu wenig nachlese (etwa bei Freud/den Analytikern, bezüglich des Anarchismus, in Latours Existenzweisen (bin im 7. von 16 Kapiteln). Außerdem müsste man wegen des Animismus mal schauen, mit dem man diesen Gedanken formulieren könnte.

Sunday, June 28, 2015

2015-06-28-Abend2

Vielleicht unter dem Eindruck eines Textes zur Fotografie stehend, muss ich mir hier noch mal Tucholskys Schloss Gripsholm zitieren - sogar die gleiche Stelle! - diesmal aber etwas vollständiger:

Es war ein strahlend heller Tag. Das Schloß, aus roten Ziegeln erbaut, stand leuchtend da, seine runden Kuppeln knallten in den blauen Himmel – dieses Bauwerk war dick, seigneural, eine bedächtige Festung. Bengtsson winkte dem Führer ab, Führer war er selber. Und wir gingen in das Schloß. Viele schöne Gemälde hingen da. Mir sagten sie nichts. Ich kann nicht sehen. Es gibt Augenmenschen, und es gibt Ohrenmenschen, ich kann nur hören. Eine Achtelschwingung im Ton einer Unterhaltung: das weiß ich noch nach vier Jahren. Ein Gemälde? Das ist bunt. Ich weiß nichts vom Stil dieses Schlosses – ich weiß nur: wenn ich mir eins baute, so eins baute ich mir.

So zitierte ich es auch meinen Großeltern, die mich daraufhin per Whatsapp - mein Opa wird 80 dieses Jahr! - aus Schweden direkt anriefen.

Das mit den Augen- und den Ohrenmenschen. Darüber denke ich viel nach. Gibt es dazu vielleicht auch Denk- und Fühlmenschen? Dann wäre ich nämlich so einer. Ich hab' sicherlich mehr Ohr als Auge, aber noch mehr habe ich Zugang zum inneren Ohr. Zur a-postiori-Maschine namens Hirn. Und zu meinem Herzen.

Das dachte ich gerade jedenfalls alles bei einem Tweet von @brutalhouse. Architektur, insbesondere der Brutalismus, ist außerdem ohne die Fotografie für mich schwerlich vorstellbar. Und dann gibt es da ja noch @mediumflow mit seinen Hinweisen auf die Sound Studies. Oder eben als Hörbücher (auch via @mediumflow). Und Architektur, auch das ist klar, auch auditiv erfahrbar. Raum ist Akteur. Aber eben auch anders herum. Der Klang von Architektur.

2015-06-28-Abend

“Imagemaking.” “Surprise!” Sind die beiden Worte, die ich mir gerade beim Lesen von Günter Hacks None-Zine zum Fotografen William Klein, zwei rohe Gesprächstranskripte enthaltend, notiert habe. Ich freue mich immer, wenn ich jemanden darüber reden höre, wie er_sie die eigene Arbeit als Arbeit versteht, als machen und auch deshalb nicht ausschließt, dass er_sie von ihr überrascht werden kann. Es lohnen sich dort auch die Kommentare und was man von meiner Position aus sehen kann: Es öffnet sich hier ein unendlich interessanter, nicht ganz ungefährlicher Schlund, den man erkunden könnte (ich kann einfach nicht aufhören in der Metapher der ozeanischen Tiefe zu denken…).

Noch zwei Sachen dazu: @goncourt brachte mich darauf, dass ich ja noch etwas von Francois Laruelle lesen wollte. Und auch das mit Bezug zur Fotografie. Und die Fotografie hat ja auch was mit der Hausarbeit BenjaminLatour zu tun. Und mit Imagemaking.

Über meinen kleinen Kybernetikbeitrag dann auch bei Twitter noch mit @MaxGawlich gesprochen und den Hinweis auf Pickering und Hagner bekommen. Sehr wichtig wohl auch Felsch. Muss ich mir jedenfalls noch durchsehen.

Also: Fotografie und Imagemaking und Kittler und Kybernetik und Psychiatrie und ANT und Theorie und die Überraschung.

Wichtig auch: Die Differenz wie Werke produziert werden und wie man darüber nachdenkt. Und dass jeweils für Benjamin und Latour gesondert. Und diese Differenz dann historisch erklären. Jeweils. Und dann deren Verbindung zueinander über eine Rezeption des Kunstwerkaufsatzes durch Latour aufzeigen. Und zeigen, dass der Kunstwerkaufsatz auch danach noch existiert. Außerdem: Der Hinweis darauf, dass Kategoriefehler im Sinne der Existenzweisen Latours möglicherweise positiv zu interpretieren wären. Und am Ende selsbtreflexiv mich selbst in die Untersuchung miteinbeziehen als derjenige, der die Untersuchung macht und damit auch wieder einen bestimmten “Frame of Reference” hat.

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