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Sunday, July 5, 2015

2015-07-05-Nachmittag

Ich will hier mal probieren etwas ausführlicher zu schreiben, wie es gerade steht und was ich eigentlich treibe. Auch unter dem Einfluss des ersten Tagebuchs von Erich Mühsam stehend. Was mir im Vergleich auffällt: Ich schreibe sehr wenig darüber, was mich umtreibt, was ich mache. Es sind oftmals nur kurze Notizen. Ich rege mich oft nur darüber auf, dass ich nichts schaffe und vermerke dann nur kurz den einen oder anderen Gedanken. Wirklich gründliches Arbeiten ist das nicht. Aber die Produktivität kommt in Bezug auf eigene Überlegungen bei mir auch häufig deshalb zum Erliegen, weil ich schlicht keine Energie habe alles gleichzeitig zu tun.

Ich habe noch 33 Tage in Berlin und dann steht Aarhus mit, ich bin mir sicher, nicht weniger herausfordernden Aufgaben und Zwängen an. Bis dorthin muss ich noch einen Auszug hinbekommen und außerdem meine Arbeit in der Uni zu einem Abschluss kriegen. Alles das wird ja auch gemacht. Ich arbeite hart daran und versuche mich gleichzeitig nicht zu überfordern (was sehr hart ist, weil ich nicht gut darin bin mich in Verhältnismäßigkeit zu üben), damit ich die dauernde Planerei und das tatsächliche Machen auch durchhalte. GTD zu implementieren fällt mir schwer. Es geht alles sehr langsam. Nicht zuletzt auch wegen des Wetters. 38° C sind’s heute. In der WG ist es aushaltbar, aber auch schon in meinem Zimmer nicht mehr. Deshalb sitze ich im Wohnzimmer und betreibe mein kleines Büro vom Esstisch her. Geht. Auch wenn es mir eigentlich nicht ganz recht ist, ständig ansprechbar sein zu müssen. Auf der anderen Seite diszipliniert es mich tatsächlich auch wirklich zu arbeiten.

Aber wie gesagt: GTD zieht sich, weil ich eine wie auch immer geartete Organisation meines Lebens lange vernachlässigt habe. Und das ist schlecht, weil ich so sicher seit Monaten nicht mehr richtig wusste, was mein Leben eigentlich ausmacht. Was es beinhaltet und welche Aufgaben damit verbunden sind. Aber Tag um Tag, Stunde um Stunde, die ich mich mit persönlicher Organisation befasse, gewinne ich an Realismus. Ich spreche z.B. nicht mehr davon meine Hausarbeit zu Benjamin und Latour noch vor Aarhus zu beenden. Das ist in Anbetracht des damit verbundenen Lesepensums schlicht utopisch.

Ich sorge mich etwas um die Übergabe der Arbeit. Denn eine Dokumentation der bisherigen Tätigkeiten zu schreiben und gleichzeitig meinen Aufgaben gerecht zu werden ist ein schwieriges Unterfangen, zumal auch jetzt schon absehbar ist, dass ich wohl nicht alle Aufgaben, die noch offen sind, erledigen kann. Dafür ist schlicht nicht genügend Zeit. Und es wäre - auch hier - utopisch in Anbetracht der anderen Dinge, die bis Aarhus anstehen, es trotzdem, obwohl ich nur für 10 Stunden in der Woche bezahlt werde, zu tun. Also plane ich es zwar alles ein, aber es bleibt unklar, ob ich es mache. Das macht mich unglücklich, weil ich nicht möchte, dass man wenn ich in Dänemark bin schlecht über mich reden wird, weil nicht alles perfekt fertig ist. Wie hält man das aus? Es könnte mir ja eigentlich egal sein…

Von meinem eigenen Denken bin ich ansonsten selbst mehr und mehr überrascht, da es zwar irgendwie mit Historiografie noch am meisten zu tun hat, aber doch weit weg führt (oder wegzuführen scheint?) von dem, was ich eigentlich machen will oder wollte. Ich meine damit, dass ich mich ja eigentlich mit der Botanikgeschichte auseinandersetzen wollte. Und jetzt beschäftige ich mit allem, nur nicht mit der Botanik! Und auch nicht mal mehr mit Geschichte. Das letzte historische Buch, i.S.v. das hat ein_e Historiker_in geschrieben, darin geht es um die Geschichte von x, liegt sicher Monate zurück. Ich lese im Augenblick fast nur Theorie. Das heißt… ich lese schon mehr als Theorie (und Essays), aber für einen Historiker verhalte ich mich irgendwie schon verdächtig. Es fehlt mir die Ruhe, Zeit und Gelegenheit mal wieder das eine oder andere zur Geschichte zu lesen. Und das ärgert mich, weil ich das schließlich sehr gerne tue und auf der Grundlage historischen Wissens mir Gedanken über die Dinge machen will. Tatsächlich läuft es eher so, dass ich Latour und ein paar andere Sachen (etwa Kittler) lese und mir dann dazu direkt Gedanken mache. Mit dem Ergebnis, dass ich fast ins Leere sprechen muss, weil ich zu wenig geschichtliche Empirie parat habe, um es zu sichern.

Nun ist aber andersrum auch nicht alles schlecht. Mit der Idee den Anarchismus ernster zu nehmen und dem Tendeziösen, den toxischen Akteuren, habe ich ein paar schöne theoretische Felder, an denen ich mich abarbeiten kann. Ich mache mir ja auch keine Sorgen, dass mir irgendwann die geistige Puste ausgeht. Ich muss nur auch mein Schaffen mit dem in Zusammenhang bringen, was ich nach außen hin bin. Und darüber hinaus auch sein will und das ist Historiker. All meine theoretischen Ideen sind daher auch nur Sprungbretter an denen entlang man das eine oder andere versuchen könnte. Das ist also alles keine schlechte Arbeit. Aber es bleibt alles - auch den Umständen geschuldet - lediglich Vorbereitung für eigentliche Essays zu all diesen Themen. Und das nervt und macht unglücklich.

Zumal auch die Stoßrichtung nicht gut mit meinem BenjaminLatour-Projekt zusammengeht. Darin versuche ich ja den Kunstwerkaufsatz als Akteur im Verlauf der Geschichte zu beschreiben. Anschließend (oder vorher, wir werden sehen) zu diskutieren, wie er von Latour bewertet wird und wie das in sein eigenes Projekt einzusortieren wäre. Und dann schließlich sage ich was dazu, wie Latours Lektüre von der aktuellen Benjaminforschung unterscheidet.

Das jedenfalls ist grob der Plan. Spannend wird das ganze vor allem dadurch, dass alle diese einzelnen Punkte sich sehr schön miteinander verweben lassen. So wirft Latour Benjamins Aufsatz “Kategorienfehler” vor, was man aber mit den Existenzweisen eher positiv bewerten muss, weil diese Überhaupt erst Zugang zu Existenzweisen schaffen. Insofern drückt Benjamin für Latour also etwas aus, was zwar nicht im richtigen Vokabular gefasst ist, nichtsdestoweniger deutlich macht, dass es sehr schwer ist von Kunst und Technik und Politik und all dem, was der Kunstwerkaufsatz spricht, so zu sprechen, dass man allen Existenzweisen gleichzeitig gerecht wird. Das sagt Latour so aber wiederum nicht.

Außerdem ist Benjamin kein schlechter Fall für das große Problem Latours die Geisteswissenschaften in seinem großen Projekt der Anthropologie der Moderne ausgeschlossen zu haben. Für ihn sind diese Positionen - er würde sie vielleicht philosophisch und soziologisch nennen - lediglich Verzerrungen und schlechte Beschreibungen. Stimmt ja irgendwie auch. Selbstreflexiver wäre es aber - und es ist mit ANT möglich - den Geisteswissenschaften einen “Mode of Existence” zuzuerkennen. Denn Theorien, Philosophien usw. schaffen ihrerseits natürlich auch Realität. Mit dem Ausschluss oben meine ich im Übrigen, dass er sie im Bestreben besseres Vokabular zu finden, dekonstruiert (oder eher noch: _re_konstruiert!) und damit verwirft. Das ist prinzipiell kein schlechtes Vorgehen und hat mich definitiv vieles gelehrt, was nicht in erster Instanz mit der ANT zu tun hat. Aber für die Beschäftigung mit der Geschichte, vor allem der Geschichte der Geisteswissenschaften, stellt sich so doch das Problem, dass wir plötzlich einer unheimlich positivistischen Geschichtsschreibung (im Bereich der Geisteswissenschaften!) gegenüberstehen. Was also tun? Man muss differenzieren. Wenn es um die Vergangenheit geht und man sich mit geisteswissenschaftlichen Dingen auseinandersetzt, dann muss man die Theorien und ihre Einflüsse auf die jeweilige Realität genauso ernst nehmen, wie man es für Götter und andere Wesenheiten nach der Forderung Latours spätestens seit den Existenzweisen macht. Warum also nicht auch für Theorien? Eine Antwort könnte lauten, dass sich in den Theorien ja Elemente befinden, die sich anderweitig verwenden lassen. Dass also die Figuration - wenn man mal so sprechen will - des Aktanten, der sich in einem Theorie-Akteur äußert nicht gut gelungen sei. Aber das ist ja gar nicht die Aufgabe. Die Aufgabe ist nicht die Bewertung dessen, sondern seine Beschreibung. Interessanter als was sein könnte - eine Frage, die man sich immer in Bezug auf die Weiterentwicklung der eigenen Theorien stellen kann und auch sollte (das mach’ ich ja gerade…) - ist für die Schreibung der Geschichte was war. Und da muss man erst recht auch vermeintlich schlecht figurierte Aktanten in ihrer Akteurshaftigkeit akzeptieren. Es fällt schnell auf, dass die Unterscheidung zwischen gut und schlecht hier eigentlich fehl am Platze ist. Jedenfalls ist daraus ersichtlich, dass das Latour’sche Projekt einer Reformulierung der Moderne sich an den Geisteswissenschaften die Zähne ausbeißt, wenn es nicht in der Lage ist, auch diesen Bereich anthropologisch zu fassen. Er gehört nämlich zur Anthropologie und Geschichte der Moderne dazu und kann nicht einfach davon abgelöst werden.

Dass es für die ANT kein Problem ist auch die Geisteswissenschaften miteinzubeziehen, zeigt man, in einem ersten Schritt, indem man auch Theorien Akteursstatus zuerkennt. Beispielhaft lässt sich das am Kunstwerkaufsatz gut zeigen. Denn bis heute wird der Aufsatz viel rezipiert und wurde erst 2013 im Rahmen der Kritischen Gesamtausagebe im Suhrkamp Verlag vom Benjamin-Forscher Burkhard Lindner neu herausgegeben. Insofern hat Charles Turner nicht ganz unrecht, dass Latour zuweilen die Handlungsmacht von Metaphern und Diagrammen unterschätzt und auch nicht überall das letzte Wort haben wird, insbesondere nicht im Bereich der in den Geisteswissenschaften häufig zu Argumentationszwecken herangezogenen Mythen, wie die des Höhlengleichnisses. Und was für Metaphern, Diagramme und Mythen stimmt, stimmt natürlich auch für Theorien, Philosophien, Essays, Gedanken, Formulierungen usw. usf. Das kann man am Kunstwerkaufsatz alles ganz gut zeigen. Auch, dass es ein wenig artikuliertes Doppelprogramm in Latours Denken gibt, nämlich: 1.) Eine Beschreibungssprache finden, die zu allem denkbaren “ja” sagen kann, wofür eine gehörige Reformulierung der bisherigen Theorielandschaft nötig ist. 2.) Die Beschreibungssprache am historischen oder anthropologischen Material austesten und anwenden. Aber das sind zwei verschiedene Bereiche. Dass diese Bereiche nicht sonderlich eindeutig voneinander getrennt sind, liegt hauptsächlich daran, dass Latour in den Science und Technology Studies unterwegs ist und in Bezug auf sein Projekt einer Anthropologie der Moderne keine Gefangenen machen muss. Würde er sich jedoch der Geschichte/Anthropologie der Geisteswissenschaften stellen müssen, dann wäre schnell klar, dass man diese beiden Bereiche auseinanderhalten muss.

Kurz: Die ANT taugt für die Geschichte der Geisteswissenschaften. Aber nur dann, wenn sie den Wesenheiten, einen Status als Akteur auch zuerkennt. (Außerdem müsste man sich mal Blumenberg dazu ansehen.)

Aber man sieht schon, dass das alles noch auf der Seite Latours stattfindet. Über Benjamin kann ich noch nicht so viel sagen. Ich muss dazu erst noch lesen. Und das wird nicht gerade wenig Zeit in Anspruch nehmen. Insbesondere weil ich, wie gesagt, gerade die Hände ohnehin voll zu tun habe. Aber es wird schon gehen. Ich freue mich schon, wenn diese merkwürdigen Tage, in denen ich mich nicht dazu bewegen kann, die Dinge einfach liegen zu lassen (und Gott sei Dank!), vorbei sind. Noch viel schöner wäre es allerdings, wenn ich das freundliche und erfreuliche Nachfragen von Freunden und Bekannten nach mir, nicht als belastend empfände. Gerade in den letzten Tagen in Berlin will man mich noch mal sehen, noch mal treffen, noch mal was mit mir machen. Und Freunde wollen mich eben nicht nur einmal sehen, sondern gern öfters. Und ich muss ständig absagen, weil mir die Kraft fehlt ständig zuzusagen. Und es fühlt fast so an, als fehlte mir auch bald die Kraft abzusagen. Ich arbeite meine Zeit ab und mache etwas in der Uni, treffe mich etwa zum Mittag in der Mensa für ein oder zwei Stündchen. Aber dann reicht es mir eigentlich auch schon. Ich will im Augenblick dann nur noch lesen, schreiben, zocken und mich ganz tief in meinem Zimmer vergraben und am liebsten, wenn überhaupt, selbstbestimmt und asynchron mit der Welt übers Internet kommunizieren. Das ist kein Ausdruck depressiver Verstimmung. Es ist alles eine Frage der Kraft und der Lust. Ist das nicht eine Rückentwicklung von meinem behaupteten “sozialer” Werden? Vermutlich schon. Oder: Vielleicht äußert sich das, was ich für sozialer Werden hielt, jetzt halt anders. Klar ist auch, dass es mir wohl fehlen wird, wenn man mich nicht mehr fragt. Ich würde sagen, würde man mich fragen, dass mir einfach die Kraft fehlt und ich aber die paar Momente, die ich mit Leuten teile gerade sehr schön finde.

Saturday, July 4, 2015

2015-07-04-Krautreporter

  • "Stehe vor dem Riesenproblem, die Krautreporter enthusiastisch mitgefundet zu haben und seitdem nicht einen(!) KR-Artikel gelesen zu haben." (q)
  • "Und heute sehe ich mir die Seite an (denn es geht um die Verlängerung meiner Mitgliedschaft) und finde deren Arbeit/Projekt immer noch gut." (q)

Hier gespiegelt, was ich den Krautreportern mit auf den Weg gab, nachdem ich mich entschied, die 60 Euro anderweitig zu verwenden:

Ich wünsche euch auch weiterhin viel Erfolg und hoffe, dass es ein zweites Jahr geben wird. Nur leider nutze ich das Angebot nicht ausreichend. Die Wahrheit ist, dass ich bis heute (04.07.2015) keinen einzigen Artikel(!) von euch gelesen habe/hatte (habe es mir heute zwei Stündchen angesehen). Das ist natürlich nicht eure Schuld. Nur leider ist mein "Medienmenü" ohnehin sehr übersichtlich strukturiert (jedenfalls im Hinblick auf Nachrichten/Journalismus), weil ich hauptsächlich wissenschaftliche/essayistische/historische Bücher und Artikel lese und dafür am meisten Zeit draufgeht und ich mich über die weitere Nachrichtenlage leider auf anderen Seiten informieren muss. Das Problem für mich ist: Ich muss und möchte über relevante Themen informiert sein und dafür gerne einen "Hafen" haben, für den ich auch gerne Geld bezahle. Dieser Ort sollte mir von der Lebenswirklichkeit wie auch politisch (wenn man das überhaupt trennen kann) "nah" sein und mich also auf die richtige Art und Weise informieren. Aber am allerwichtigsten für mich ist die basale Aufklärung über die Nachrichtenlage und erst dann kommt Journalismus der Art, wie z.B. ihr ihn anbietet (d. h. Journalismus, der weiterführende Themen, u. A. sich selbst, beleuchtet). Insofern habe ich für ein Jahr etwas bezahlt, was meinen Bedürfnissen nicht wirklich entspricht, woraus sich auch die nicht vorhandene Nutzung des Angebots ergibt. Kurz: Aus all dem folgt, dass ich euer Angebot auf einer moralisch-emotionalen Ebene zwar toll finde, sie aber mit meinem Medienkonsum einfach nicht zusammengehen will. Ich will mein begrenztes Budget für die Aufgabe des Informiertseins daher anderweitig investieren und hoffe gleichzeitig, dass ihr's mir erstens nicht übel nehmt und zweitens, dass ihr auch ohne mich an diesem Projekt weiter schmieden und basteln könnt - wer weiß, vielleicht ändern sich ja meine Lebensverhältnisse dereinst (entweder ich werde reich und kann "mäzenatisch" euch unterstützen, obwohl ich euch nicht lese, oder ich finde Platz in meinem Leben für gut recherchierten Journalismus, der in seiner Relevanz vielleicht nicht ganz an allererste Stelle steht). Ich wünsche euch so oder so viel Glück!

2015-07-04-Nachmittag

”Transforming a haphazard trove of research material into an accessible, searchable and well-organised resource requires a set of skills that I don’t remember being formally taught as a history student.”

”In The Historian’s Craft Marc Bloch noted that ‘one of the most difficult tasks of the historian is that of assembling those documents which he considers necessary… He could hardly succeed without the help of various guides: archival or library catalogues, museum indexes, and bibliographies of every kind’. This is of course absolutely true. But once the material is assembled, it remains in many cases a veiled mystery what historians actually do with it. We don’t tend to write about that part – it can be messy, personal, and sometimes quite convoluted!”

Eureka Henrich artikuliert in ihrem Artikel “Sorting the stuff: how do historians organise their research material?” einige wichtige Probleme, die ich kurz so charakterisieren würde:

  • Wie macht man Daten nutzbar ? Und zwar so nutzbar, dass man über sie etwas sagen kann? Dieses Problem ist insbesondere in der Geschichtswissenschaft gegeben, wo es eine große Anzahl von relevanten Quellen (primäre und sekundäre) gibt, aus denen man auswählt und die in eine kohärente Form gebracht werden müssen. Und was muss man konkret dafür tun, um die Nutzbarkeit der Auswahl zu gewährleisten? Es scheint mir hier eine riesige Lücke in der Ausbildung und im Diskurs von Historiker_innen zu geben.
  • Als jemand, der sich für die Wissenschaftsgeschichte der Geisteswissenschaften interessiert, stellt sich außerdem die Herausforderung, wie man an diesen blinden Fleck in der Selbstbetrachtung dieser Community kommen kann. Wie findet man heraus, wie z.B. Walter Benjamin oder Thomas Kuhn gearbeitet hat? Was haben diese Leute tatsächlich getan um den Kunstwerkaufsatz oder Structure zu produzieren? Science Studies im Bereich der Geisteswissenschaften zu betreiben ist schon auf dieser ganz praktischen Ebene ein schwieriges, kaum versuchtes, Unterfangen, weil bisher schlicht unklar ist, wie man an die nötigen Daten kommt. Gleichzeitig wird deutlich, dass man auch Historiker_innen, so wie es Latour einst für die Laborwissenschaften tat, in ihre Werkstatt begleiten muss, wenn man herausfinden will, wie sie in der Praxis arbeiten (und hier kündigt sich eine spannende Aufgabe für meine Zeit nach dem Master an).

Beides habe ich versucht in meinem Vortrag “How the fuck? Or, an Excuse to Talk About Historiography” und hier insbesondere im Hinblick auf die Digital Humanities anzusprechen.

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