2015-05-29-Vormittag
Gibt es so etwas wie Alien-Anthropologie?
Hatte gerade eine Idee: Was wäre, wenn wir vom Inhalt der Kommunikation vollständig absehen würden? Angenommen, wir hätten es nicht mit einer irdischen Kultur zu tun, sondern mit einem Alienkollektiv: Könnten wir trotzdem etwas über die Funktionsweise des Kollektivs herausfinden? Die Antwort ist mit ziemlicher Sicherheit: Ja. Es wäre eine interessante Sichtweise. Wenn wir vollständig[^1] vom Inhalt abstrahieren, dann müssen wir sehr genau hinschauen, wer mit wem wie assoziiert wird. Wir würden wahrscheinlich feststellen, dass man erstaunlich viel über das Kollektiv sagen kann, auch wenn man nicht weiß, was inhaltlich besprochen wird. Akteure und ihre Verbindungen könnten (bis zu einer bestimmten Grenze) nachgezeichnet werden und dadurch, dass man vom Inhalt nichts versteht, müsste man sehr vorsichtig vorgehen. Schnellschüsse, die Diskurse aufgrund von inhaltlichen Ähnlichkeiten behaupten, wären dann unwahrscheinlicher.
Vielleicht ist diese Einstellung grundsätzlich gut zu heißen. Ich denke, dass Latour das ständig macht. Ein prominentes Beispiel wären seine Gifford-Lectures. Aber vielleicht muss man dieses Verfahren noch viel ernster betreiben. Jedenfalls wäre das eine interessante Ausgangsposition.
Was ich also sagen will: Wäre eine Wissenschaft vorstellbar, die prinzipiell mit ganz fremden und erstmal nur äußerlich zugänglichen Kollektiven umgeht? Wäre diese Wisssenschaft aufs eigene Kollektiv anwendbar? Was wäre das Ergebnis einer solchen Alienanthropologie?
[^1]: Es ist nicht auszuschließen, dass man irgendwann doch einen Sprachzugang findet. Aber der kommt dann in gewisser Weise von außen. Diese Situiertheit wäre dann noch mal zu diskutieren.