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Saturday, July 4, 2015

2015-07-04-Krautreporter

  • "Stehe vor dem Riesenproblem, die Krautreporter enthusiastisch mitgefundet zu haben und seitdem nicht einen(!) KR-Artikel gelesen zu haben." (q)
  • "Und heute sehe ich mir die Seite an (denn es geht um die Verlängerung meiner Mitgliedschaft) und finde deren Arbeit/Projekt immer noch gut." (q)

Hier gespiegelt, was ich den Krautreportern mit auf den Weg gab, nachdem ich mich entschied, die 60 Euro anderweitig zu verwenden:

Ich wünsche euch auch weiterhin viel Erfolg und hoffe, dass es ein zweites Jahr geben wird. Nur leider nutze ich das Angebot nicht ausreichend. Die Wahrheit ist, dass ich bis heute (04.07.2015) keinen einzigen Artikel(!) von euch gelesen habe/hatte (habe es mir heute zwei Stündchen angesehen). Das ist natürlich nicht eure Schuld. Nur leider ist mein "Medienmenü" ohnehin sehr übersichtlich strukturiert (jedenfalls im Hinblick auf Nachrichten/Journalismus), weil ich hauptsächlich wissenschaftliche/essayistische/historische Bücher und Artikel lese und dafür am meisten Zeit draufgeht und ich mich über die weitere Nachrichtenlage leider auf anderen Seiten informieren muss. Das Problem für mich ist: Ich muss und möchte über relevante Themen informiert sein und dafür gerne einen "Hafen" haben, für den ich auch gerne Geld bezahle. Dieser Ort sollte mir von der Lebenswirklichkeit wie auch politisch (wenn man das überhaupt trennen kann) "nah" sein und mich also auf die richtige Art und Weise informieren. Aber am allerwichtigsten für mich ist die basale Aufklärung über die Nachrichtenlage und erst dann kommt Journalismus der Art, wie z.B. ihr ihn anbietet (d. h. Journalismus, der weiterführende Themen, u. A. sich selbst, beleuchtet). Insofern habe ich für ein Jahr etwas bezahlt, was meinen Bedürfnissen nicht wirklich entspricht, woraus sich auch die nicht vorhandene Nutzung des Angebots ergibt. Kurz: Aus all dem folgt, dass ich euer Angebot auf einer moralisch-emotionalen Ebene zwar toll finde, sie aber mit meinem Medienkonsum einfach nicht zusammengehen will. Ich will mein begrenztes Budget für die Aufgabe des Informiertseins daher anderweitig investieren und hoffe gleichzeitig, dass ihr's mir erstens nicht übel nehmt und zweitens, dass ihr auch ohne mich an diesem Projekt weiter schmieden und basteln könnt - wer weiß, vielleicht ändern sich ja meine Lebensverhältnisse dereinst (entweder ich werde reich und kann "mäzenatisch" euch unterstützen, obwohl ich euch nicht lese, oder ich finde Platz in meinem Leben für gut recherchierten Journalismus, der in seiner Relevanz vielleicht nicht ganz an allererste Stelle steht). Ich wünsche euch so oder so viel Glück!

2015-07-04-Nachmittag

”Transforming a haphazard trove of research material into an accessible, searchable and well-organised resource requires a set of skills that I don’t remember being formally taught as a history student.”

”In The Historian’s Craft Marc Bloch noted that ‘one of the most difficult tasks of the historian is that of assembling those documents which he considers necessary… He could hardly succeed without the help of various guides: archival or library catalogues, museum indexes, and bibliographies of every kind’. This is of course absolutely true. But once the material is assembled, it remains in many cases a veiled mystery what historians actually do with it. We don’t tend to write about that part – it can be messy, personal, and sometimes quite convoluted!”

Eureka Henrich artikuliert in ihrem Artikel “Sorting the stuff: how do historians organise their research material?” einige wichtige Probleme, die ich kurz so charakterisieren würde:

  • Wie macht man Daten nutzbar ? Und zwar so nutzbar, dass man über sie etwas sagen kann? Dieses Problem ist insbesondere in der Geschichtswissenschaft gegeben, wo es eine große Anzahl von relevanten Quellen (primäre und sekundäre) gibt, aus denen man auswählt und die in eine kohärente Form gebracht werden müssen. Und was muss man konkret dafür tun, um die Nutzbarkeit der Auswahl zu gewährleisten? Es scheint mir hier eine riesige Lücke in der Ausbildung und im Diskurs von Historiker_innen zu geben.
  • Als jemand, der sich für die Wissenschaftsgeschichte der Geisteswissenschaften interessiert, stellt sich außerdem die Herausforderung, wie man an diesen blinden Fleck in der Selbstbetrachtung dieser Community kommen kann. Wie findet man heraus, wie z.B. Walter Benjamin oder Thomas Kuhn gearbeitet hat? Was haben diese Leute tatsächlich getan um den Kunstwerkaufsatz oder Structure zu produzieren? Science Studies im Bereich der Geisteswissenschaften zu betreiben ist schon auf dieser ganz praktischen Ebene ein schwieriges, kaum versuchtes, Unterfangen, weil bisher schlicht unklar ist, wie man an die nötigen Daten kommt. Gleichzeitig wird deutlich, dass man auch Historiker_innen, so wie es Latour einst für die Laborwissenschaften tat, in ihre Werkstatt begleiten muss, wenn man herausfinden will, wie sie in der Praxis arbeiten (und hier kündigt sich eine spannende Aufgabe für meine Zeit nach dem Master an).

Beides habe ich versucht in meinem Vortrag “How the fuck? Or, an Excuse to Talk About Historiography” und hier insbesondere im Hinblick auf die Digital Humanities anzusprechen.

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